5.2 Luthers unerhörte Menschen- & Tierethik
„Luther und Tiere“

 

Literaturauswahl ZU „Luther und Tiere“

  • Staehle HJ: Kommen Tiere in den Himmel? Deutsches Pfarrerinnen- und Pfarrerblatt 2024; 124 (Heft 4):202-206
  • Staehle HJ. Luthers unerhörte Menschen- & Tierethik – Ein historischer Blick in die Abgründe des Glaubens. Lit-Verlag, Berlin-Münster 2022. -> Zu beziehen online direkt beim LIT-Verlag oder durch Buchhandel

 

Luthers Tiertheologie lag ein halbes Jahrtausend im Dämmerschlaf.
Jetzt ist sie erstmals umfassend aufgedeckt und beschrieben worden!

Wenn man heute Expertinnen und Experten aus Theologie, Philosophie oder Geschichte fragt, was sie in ihrer Ausbildung und der Zeit danach über das Thema „Luther und Tiere“ gelernt haben, bekommt man fast immer die gleiche Antwort: nichts!
Vor diesem Hintergrund mutet es fast wie eine kleine Sensation an, dass der Reformator bereits vor fast 500 Jahren ein bis heute praktisch unbekanntes, theologisch begründetes Tierbild entworfen hat. „Luthers unerhörte Menschen- & Tierethik – Ein historischer Blick in die Abgründe des Glaubens“ von Hans Jörg Staehle (LIT-Verlag, Berlin 2022) ist das erste Buch überhaupt, das über diesen Sachverhalt umfassend und unter Angaben von Primärquellen informiert. Das Thema „Luther und Tiere“ gewinnt dadurch eine neue theologische Dimension.

Zu Luthers Lebzeiten ging man davon aus, dass nur Menschen, nicht hingegen Tiere, die Gnade Gottes erhalten können. Luther war der erste Theologe seiner Zeit, der das anders sah. Er wies nämlich nicht nur gläubigen Menschen, sondern auch Tieren eine untersterbliche Seele und einen Platz „im Himmel“ zu.
Der „Himmel“ Luthers war voller Tiere und solchen Menschen, die sich seinen Glaubensvorstellungen unterwarfen, aber frei von Abweichlern, allen voran die von ihm verhassten Juden.
Theologisch begründete Luther seine tierethischen Positionen damit, dass die der Erbsünde unterliegenden Menschen nur durch ihre Fähigkeit zum Glauben die Gnade Gottes erhalten könnten. Bei Tieren, die nie aus dem Paradies vertrieben worden seien, sei es hingegen ihre Unfähigkeit zum Unglauben, die ihnen zur Gnade Gottes verhelfe. Diese theologischen Begründungen lassen Luthers Glaubenslehren in einem neuen Licht erscheinen, insbesondere wenn man seinen Glaubens- und Gewissensvorstellungen genauer nachspürt.

Es fällt auf, dass sich Luthers tiertheologische Gedanken mit ihren Überhöhungen von „unschuldigen“ Tieren und ihren Anklagen gegen „schuldige“ Menschen in etwas anderer als früher verwendeter Wortwahl und von antijüdischem Vokabular bereinigt auch bei heute tonangebenden Tierethikern wiederfinden lassen – bisher weitgehend unwidersprochen.

 

Zusammenfassung

Das Thema „Luther und Tiere“ wird im Buch umfassend und unter Einbeziehung von Primärquellen beleuchtet.